Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) können eine Vielzahl von kognitiven Verzerrungen erleben, die ihre Wahrnehmung, Gedanken und Emotionen beeinflussen können. Einige der häufigsten kognitiven Verzerrungen bei Menschen mit BPS sind:

  1. Schwarz-Weiß-Denken: Diese Verzerrung wird auch als Dichotomisierung bezeichnet und bezieht sich darauf, dass Menschen mit BPS tendenziell alles und jeden in entweder gut oder schlecht einteilen und es schwierig finden, Grautöne zu sehen.
  2. Übergeneralisierung: Dies bezieht sich auf die Tendenz, dass Menschen mit BPS aus einer einzigen negativen Erfahrung schließen, dass alle ähnlichen Situationen immer negativ sein werden.
  3. Verzerrte Selbstwahrnehmung: Menschen mit BPS können Schwierigkeiten haben, ihr Selbstbild stabil zu halten und ihre eigene Identität klar zu definieren. Sie können auch ein sehr negatives Selbstbild haben und sich als minderwertig oder unverstanden empfinden.
  4. Katastrophisierung: Dies bezieht sich auf die Tendenz, dass Menschen mit BPS ein Ereignis oder eine Situation als viel schlimmer einschätzen als es tatsächlich ist und dass das Ergebnis unweigerlich schlecht sein wird.
  5. Personalisierung : Dies bezieht sich auf die Tendenz, alles was passiert, als direkt auf sich bezogen zu sehen und die eigene Schuld an Ereignissen und Ergebnissen zu sehen.

Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Mensch anders ist und jeder Fall von BPS unterschiedlich ist, also kann es andere Arten von kognitiven Verzerrungen geben.

Ungefähr 78% der Borderline-Patienten leiden im Laufe ihres Lebens an einer oder mehreren Suchterkrankungen, was sich negativ auf die Symptome und die Behandlung der Erkrankung auswirkt.

Häufig werden Substanzen genutzt, um negativ empfundene Emotionen in den Griff zu bekommen oder durch einen angenehmen Zustand zu ersetzen.

Der Drang, Suchtmittel zu verwenden, kann durch Faktoren im sozialen Umfeld ausgelöst werden, wie Gruppenzwang und negative Wechselwirkungen. Substanzen werden häufig mit der Absicht eingenommen, einen Zustand hervorzurufen, der der Dissoziation oder der psychischen Trennung ähnelt. Diese fortgesetzte Verwendung endet typischerweise in Abhängigkeit.

Personen mit Borderline und komorbiden Drogenproblemen sind impulsiver, haben eine stärkere Beeinträchtigung der Fähigkeit, auf anpassungsfähige und gesunde Ziele hinzuarbeiten, ein höheres Maß an Unruhe und eine geringere Frustrationstoleranz und haben eine geringere Wahrscheinlichkeit, eine erfolgreiche Behandlung zu erreichen. Remissionen bei Borderline-Patienten ohne komorbide Abhängigkeit traten innerhalb eines Zeitraums von sechs Jahren viermal häufiger auf als bei Patienten mit komorbidem Substanzmissbrauch.

Eine „Favorite Person“ (auch als „Idealisierung“ bezeichnet) bezieht sich auf eine besondere Person in dem Leben einer Person mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS), die sie als besonders wichtig und ideal ansieht. Diese Person wird oft als eine Art Retter betrachtet und es wird erwartet, dass sie die Bedürfnisse und Wünsche der Person mit BPS erfüllt und sie vor emotionalen Schmerzen und Stress schützt.

In einigen Fällen kann die Favorite Person ein Therapeut oder ein enges Familienmitglied sein, aber es kann auch jemand sein, den die Person kürzlich kennengelernt hat, wie ein romantischer Partner oder ein Freund. Es ist typisch, dass die Person mit BPS, die idealisierung lebt, Gedanken, Emotionen und Verhalten unkritisch an die idealisierte Person bindet und diese als perfekt ansieht.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Idealisierung oft ein Symptom für die Instabilität von Beziehungen und die emotionale Unreife bei BPS, und kann zu einer Abhängigkeit von der Favorite Person und zu einer tiefen Enttäuschung führen, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden. Es ist auch möglich, dass die Favorite Person sich von der Person mit BPS entfernt, was zu einer Verschlechterung des emotionalen Zustands führen kann.

Ambulant

Da die Therapie meist über einen längeren Zeitraum von Monaten bis Jahren verläuft, findet ein Großteil der Behandlung oder auch die gesamte Therapie im ambulanten Bereich statt. Das ist sinnvoll, weil es bei der Behandlung vor allem darum geht, Probleme im Alltag zu bewältigen und das theoretisch Erlernte unter ganz normalen Bedingungen einzuüben.

Stationär

Der Vorteil einer stationären Versorgung liegt neben den besseren Möglichkeiten zur Krisenintervention auch in den multimodalen Behandlungskonzepten und den hochspezialisierten Behandlungsteams. In einer psychiatrischen Klinik werden Betroffene umgehend betreut, erhalten regelmäßig therapeutische Gespräche und haben eine vielfältige Auswahl an sportlichen Aktivitäten und künstlerischen Angeboten. Ein Sozialarbeiter steht für berufliche und sonstige Belange im Umfeld der Betroffenen zur Verfügung.

Polizei: 110
Rettungsleitstelle: 112
Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 117

Telefonseelsorge (evangelisch): 0800 – 111 01 11 
Telefonseelsorge (katholisch): 0800 – 111 02 22 

Kinder- und Jugendtelefon: 0800 – 111 03 33
Elterntelefon: 0800 – 111 05 50
Anonyme Alkoholiker: 19 295
Weißer Ring e.V.: 030 – 833 70 60

Selbsthilfegruppen sind für viele Menschen eine wertvolle Ergänzung zur ambulanten Therapie oder als Nachsorge zur stationären Behandlung. Selbsthilfegruppen sind jedoch kein Ersatz für eine notwendige Therapie durch Fachleute.

In Selbsthilfegruppen helfen sich Menschen gegenseitig, indem sie ihre Erfahrungen miteinander teilen und sich über Umgangsweisen mit ihrer Erkrankung und Situation austauschen. Das gibt Anregungen für neue Umgangsweisen. Dabei entscheidet jeder selbst, welche er ausprobiert und für sich übernehmen möchte. In Selbsthilfegruppen gibt es keine professionelle Leitung. Ein wichtiger Grundsatz in Selbsthilfegruppen lautet: Jeder ist für sich selbst verantwortlich.

In vielen Gruppen kommen ausschließlich Menschen zusammen, die selbst von einer Erkrankung oder einer besonderen Situation betroffen sind. In manchen Gruppen treffen sich Angehörige von Betroffenen und es gibt Gruppen, in denen Betroffene und Angehörige gemeinsam zusammen kommen. Selbsthilfegruppen sind offen für gleichbetroffene neu-Interessierte.

Eine ausführliche Auflistung von Borderline-Selbsthilfegruppen in Deutschland findet ihr hier:
http://www.borderline-plattform.de/index.php/sobipro-selbsthilfegruppen-sektion/15-selbsthilfegruppen

Borderline Personality Disorder Workbook von Dr. Daniel J. Fox

Skills sind ein Begriff aus der Psychotherapie. Man versteht darunter Fertigkeiten und Techniken, die der Patient erlernt, um mit bestimmten Situationen besser umgehen zu können. 

Innere Achtsamkeit

Mit Innerer Achtsamkeit werden dem Patienten Techniken vermittelt, sich selbst besser zu spüren und wahrzunehmen und seiner Wahrnehmung zu vertrauen. Er soll sich in einer Situation sicher fühlen können, ohne sie zu bewerten oder entwerten zu müssen, und das rechte Maß finden, an der Situation teilnehmen zu können oder Distanz zu ihr zu bewahren. Hier fließen die Ansätze des Zen ein. Ziele sind, mehr Bewusstheit im Alltag zu gewinnen, mehr Steuerungsmöglichkeiten über sich selbst zu bekommen und Gefühle und Verstand in Einklang zu bringen.

Zwischenmenschliche Fertigkeiten

Das Modul Zwischenmenschliche Fertigkeiten soll dazu befähigen, Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen. Dabei geht es darum, in der Begegnung mit anderen abzuwägen, ob es in der jeweiligen Situation wichtiger ist, die Beziehung aufrechtzuerhalten oder den eigenen Willen durchzusetzen. Faktoren, die die soziale Kompetenz des betreffenden Teilnehmers beeinträchtigen, werden herausgearbeitet, sowie Faktoren, die seine Kompetenz fördern. Zu den jeweiligen Bereichen werden förderliche Selbstaussagen erarbeitet (z. B. „Ich kann mir selbst vertrauen. Ich darf mich selbst achten. Ich bin es wert, geachtet zu werden. Ich bin berechtigt, dafür zu sorgen, dass es mir gut geht.“). Es soll dem Menschen möglich werden, auf eigenen Wünschen, Zielen und Meinungen bestehen zu können, ohne die Beziehung zum anderen zu gefährden, dabei von anderen Menschen respektiert zu werden und die eigene Selbstachtung aufrechtzuerhalten.

Umgang mit Gefühlen

Im Umgang mit Gefühlen lernen die Patienten ihre unterschiedlichen Gefühle zu erkennen, zu benennen und ihre Bedeutung für ihr Handeln zu begreifen. Gefühle sind Signale, die dem Menschen Orientierung geben, beispielsweise darüber, ob ihn etwas gerade wütend macht, und es ist wichtig, auch unangenehme Gefühle auszudrücken. Besprochen und geübt werden Fertigkeiten wie Beobachten, Beschreiben und Verstehen von Gefühlen, Verwundbarkeit verringern, Schritte in Richtung angenehmer Gefühle tun, emotionales Leiden loslassen. Ziel ist, Gefühle in ihren Bedeutungen und Auswirkungen verstehen und akzeptieren zu lernen und das Vertrauen in die eigenen Gefühle zu stärken.

Selbstwert und Selbstakzeptanz

Bei der Stresstoleranz ist der erste Schritt das Akzeptieren der Tatsache, in dem Moment im Stress zu sein. Als Möglichkeit bleiben in diesen Momenten das Abstandnehmen (innerlich einen Schritt zurücktreten), das Denken auf das Jetzt und die nächsten Minuten zu beschränken, und der Einfluss eines starken Sinnesreizes, um die Situation durchzustehen. Die Patienten lernen, Krisen auszuhalten und Spannung zu reduzieren durch Techniken wie: sich durch starke sensorische Reize ablenken (z. B. Eiswürfel), durch verschiedene Techniken „den Augenblick verbessern“, „Pro und Contra“ (welche Argumente sprechen für selbstverletzendes Verhalten, welche dagegen), Akzeptieren der Realität, Atemübungen, „leichtes Lächeln“ und Achtsamkeitsübungen. Ein weiteres Ziel ist, zu lernen, unangenehme Ereignisse und Gefühle zu ertragen, solange sich die Situation nicht verändern lässt („radikale Akzeptanz“).

Stresstoleranz und Krisenbewältigung

Beim Modul Selbstwert soll der Betroffene erlernen, dass auch er etwas wert ist. Die Haltung zu sich selbst soll verbessert werden, es soll erlernt werden, auf sich zu achten, sich selbst zu lieben und sich um sich selbst zu sorgen. Ziel der Übung ist der Aufbau eines gesunden Selbstvertrauens und Selbstakzeptanz.

Es gibt viele Maßnahmen und Strategien, mit deren Hilfe Menschen mit Borderline-Störung lernen können, Spannung abzubauen, ohne sich dabei selbst zu verletzen. Jeder sollte sich sein eigenes Bündel an Maßnahmen schnüren und in einem Notfallkoffer verstauen, auf den er jederzeit zugreifen kann. Dieser sollte zu Hause an einem festen Platz stehen und gut erreichbar sein. Alternativ könnte geeignete Gegenstände in Kleidung und Taschen getragen werden.

Ideen für den Notfallkoffer

Sehen

Hören

Fühlen

Schmecken

Riechen


Es gibt wenige konkrete Zahlen über Borderline-Betroffene im Berufsleben. Eine stammt aus Baden- Württemberg. Dort sind 65 bis 70 Prozent aller Frauen berufstätig – unter weiblichen BPS-Patienten sind es 25 bis 30 Prozent. Das ergaben Erhebungen an den Universitätskliniken Freiburg und am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim.

Was nicht erhoben wurde: wo die Frauen und Männer mit Borderline-Störungen arbeiten. Die wenigsten auf dem ersten Arbeitsmarkt. Eine Gruppe ist auf dem zweiten Arbeitsmarkt untergekommen, zu dem auch Einrichtungen für Menschen mit körperlicher oder psychischer Behinderung gehören. Wiederum andere absolvieren Rehabilitationsprogramme oder sind frühverrentet. Dabei sind viele BPS- Betroffene bestens ausgebildet und intellektuell hoch leistungsfähig.

Doch Vorsicht mit der Offenbarung einer Borderline-Störung am Arbeitsplatz, Betroffene sollten ihre Probleme lieber umschreiben.